SAFER

Die Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie (LFKA) bildet jährlich über 6000 ehrenamtliche Organisationsangehörige aus. Dabei steht die Ausbildung der Führungskräfte im Vordergrund. Bereits seit 2004 werden an der LFKA virtuelle Planübungen eingesetzt. Mit dem Projekt SAFER entwickelt die LFKA eine im Rahmen eines EU-Projekts erstellte Software weiter.

SAFER ermöglicht eine computergestützte Simulation mit den Zielen der realistischen Abarbeitung von Großschadenslagen mit bis zu 500 Verletzten unter Beachtung realistischer Zeit- und Ressourcenansätzen sowie der Überprüfung verschiedener Taktikvarianten. Hierzu werden zwei computergestützte Simulationsprogramme mit einander verknüpft. Dies ermöglicht sowohl die realitätsnahe Erkundung der Einsatzstelle in einer virtuellen 3D-Umgebung als auch eine Übersichtsansicht.

Die LFKA ist somit die erste Einrichtung in Deutschland, die über derart weit reichende Möglichkeiten verfügt.

Warum SAFER?

Die Aus- und Fortbildung der Führungskräfte des Katastrophenschutzes wurde bisher an Planübungsplatten sowie in Stabs- und Realübungen durchgeführt. Diesen Übungen sind jedoch oft Grenzen gesetzt.

  • Sie sind meist nur bedingt oder gar nicht in der Lage, eine Schadenslage mit der notwendigen Dynamik darzustellen. Dies betrifft insbesondere die Änderungen des Gesundheitszustandes der (angenommenen) Verletzten oder Erkrankten.
  • Auch die zeitlichen Abläufe können bislang nur mit hohem Aufwand annähernd realistisch dargestellt werden. Dies bedingt, dass insbesondere nachgeforderte Einsatzmittel oft schon nach unrealistisch kurzer Zeit am Einsatzort eintreffen und ihre Arbeit aufnehmen können.
  • Bei Realübungen ist besonders mit hohem Vorbereitungsaufwand (Patientendarsteller, geeignetes Terrain, evtl. notwendige Genehmigungen, etc.) und daraus resultierend auch mit hohen Kosten zu rechnen. Ein weiterer Punkt ist, dass bei dieser Übungsform - trotz aller Planungen und Vorbereitungen - nicht selten Einsatzkräfte oder Patientendarsteller verunfallen.
  • Oftmals sind die bislang angewandten Übungsmethoden nicht in der Lage, eine Wiederholung des Übungsszenarios unter gleichen Bedingungen zu ermöglichen, was den Vergleich verschiedener taktischer Entscheidungen erschwert. Auch sind die Auswertungsmöglichkeiten auf die Dinge beschränkt, die von den Übungsbeobachtern erfasst wurden.
  • Das Üben von besonderen Einsatzlagen ist ohne Gefährdung der Einsatzkräfte oder der Bevölkerung überhaupt nicht möglich. Das rheinland-pfälzische Konzept des „Sonderalarms Rettungsdienst“ zum Beispiel sieht vor, dass aus den zur Hilfe gerufenen Rettungsdienstbereichen jedes zweite Notfallrettungsmittel abgezogen wird und somit der Grundschutz der Bevölkerung in diesem Gebiet nicht mehr gewährleistet werden kann. Derartige Maßnahmen lassen sich im Einsatzfall durchaus, jedoch zu Übungszwecken keineswegs begründen.

Ziel des Projektes ist es, die o.g. Probleme zu lösen oder zumindest erheblich zu minimieren und somit zu einer realistischeren und objektiveren Ausbildungsmethode zu gelangen. Insbesondere soll allen Fachdiensten, Organisationen und Behörden die Möglichkeit gegeben werden, ihre ureigenen Aufgabenstellungen zu trainieren und Schnittstellenprobleme bei der Zusammenarbeit mit den übrigen Beteiligten zu erkennen und abzustellen.

Das Simulationssystem

Durch die Verknüpfung der beiden Simulationsprogramme XVR® und ISEE® der niederländischen Softwarefirma e-semble ist es möglich, Schadenslagen für alle in der Gefahrenabwehr tätigen Einheiten realistisch darzustellen. Mit SAFER ist es daneben problemlos möglich, auch mehrere Einsatzlagen an unterschiedlichen Orten gleichzeitig einzuspielen und von den Übenden abarbeiten zu lassen.

Das Programm XVR® erlaubt dem Übenden, sich in einer 3D-Simulation im Szenario frei zu bewegen. Dabei steht ihm lediglich sein eigenes Blickfeld und damit eine realistische Sicht auf die Lage zur Verfügung.

Gleichzeitig können Wettereinflüsse sowie dynamisch und zeitlich realistisch Veränderungen im Schadensszenario ebenso eingespielt werden, wie das Eintreffen weiterer Einheiten. Jeder Übende hat so die Möglichkeit, aus seiner aktuellen Sicht und im Rahmen seiner derzeitigen personellen und materiellen Möglichkeiten in die Handlung einzugreifen.

Durch die Verknüpfung mit dem zweiten Programm (ISEE®) lassen sich auch Einsatzlagen mit einem Massenanfall von Verletzten oder Erkrankten mit bis zu 500 Patienten darstellen. Hierdurch stehen erstmals nachfolgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • das Einbinden lokaler Karten,
  • die georeferenzierte Erfassung aller Standorte der für die Gefahrenabwehr notwendigen Einheiten (wie zum Beispiel Feuerwehr, Rettungsdienst, Hilfsorganisationen, Technisches Hilfswerk und Krankenhäuser) sowie zu jedem der erfassten Standorte die dort tatsächlich positionierten Fahrzeuge,
  • entsenden der Einheiten zum Einsatzort unter Berücksichtigung der realistischen Vorlauf- und Anfahrzeiten,
  • hinterlegen realer Zeiten zu den Einsatzmaßnahmen, dynamische Darstellung von Patienten mit ihren jeweiligen Erkrankungs- oder Verletzungsmustern in Abhängigkeit der Zeit und der Art der medizinischen Behandlung. Dies geschieht über eigens hierfür in Kooperation mit der Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und dem Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz entwickelte Patientendatensätze.

Das System ermöglicht sowohl die Darstellung der gesamten Rettungskette als auch den Einstieg in verschiedenen Stufen. So lassen sich bspw. bestimmte Maßnahmen gesondert beüben. Somit ist SAFER in allen Stufen der Ausbildung (vom Gruppenführer bis zur Stabsarbeit) einsetzbar. Weiterhin können interne Abläufe eines Krankenhauses zur Vorbereitung auf ein erhöhtes Patientenaufkommen beübt werden.

Mit dem SAFER-Projekt werden die neuesten Erkenntnisse der Methodik und Didaktik in der Führungsausbildung angewandt. Weiterhin ist ein Einsatz des Systems zur Überprüfung von bestehenden Alarm- und Einsatzplänen sowie der wissenschaftlichen Analyse von Taktikvarianten geplant.

Simulationseindrücke

Projektpartner

Die Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie Rheinland-Pfalz wird beim Projekt SAFER unterstützt von:

Ministerium des Innern und für Sport, Abteilung 5: Katastrophenschutz, Zivile Verteidigung, Streitkräfte, Vermessungs- und Katasterwesen

mdi.rlp.de

Ministerium des Innern und für Sport, Zentralstelle für IT-Management, Multimedia, eGovernment und Verwaltungsmodernisierung

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Anästhesiologie

http://www.unimedizin-mainz.de/anaesthesiologie/

Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz

https://koblenz.bwkrankenhaus.de/startseite/

XVR Simulation B.V.

https://www.xvrsim.com/en/contact/

Ansprechpartner bei der LFKA

Weitere Informationen zum Projekt SAFER erhalten Sie bei

Oberbrandrat Dipl.-Ing. (FH) Thomas Kreuz
Tel: +49 261 9729 1142
thomas.kreuz@lfka.rlp.de

Christian Neitzer, M. Sc.
Tel: +49 261 9729 1162
christian.neitzer@lfka.rlp.de